Wie kann ich etwas erklären, was ich selbst erst noch verstehen muss?

„you me revolution thoughts“ ist ein Versuch, die Gefühls- und Gedankenwelt der Künstlerin in Bild, Wort und Ton umzusetzen. Im Video vermischen sich private Aufnahmen der Künstlerin aus ihrem Beziehungsalltag mit ihrem Partner mit Videoclips aus Social Media.
Ausgangspunkt der filmischen Arbeit ist die Ermordung von Jina Mahsa Amini durch das iranische Regime im September 2022. Die Ermordung löste im Iran landesweite Proteste und letztlich eine Revolutionsbewegung aus. Westliche Medien berichteten zu diesem Zeitpunkt kaum und die Menschen außerhalb des Irans waren auf Informationen aus den sozialen Medien angewiesen.

„you me revolution thoughts“ ist nicht unbedingt ein Film, sondern vielmehr eine visuelle Überlagerung, eine Suche und ein Transfer: Die Künstlerin versucht, die sich überschneidenden Ereignisse im Iran und die daraus resultierenden Veränderungen in ihrer Beziehung zu ihrem Partner und ihrem eigenen Denken zu verstehen und zu durchdringen.

Im Film werden drei Sprachen genutzt:
Englisch für den Titel der Arbeit und als gemeinsame Beziehungssprache zwischen der Künstlerin und ihrem Partner; Deutsch für den inneren Monolog der Künstlerin, zu dem es während der Arbeit kommt; Farsi für den Abschluss und den universellen Wunsch der Revolution im Iran. Dabei stellt die Sprache eine visuelle Ebene im Film dar, die nicht als „Untertitelung“ gesehen wird, sondern vielmehr als Teil des Bildes. Wird hier Sprache nicht verstanden, so steht dies ebenso als Sinnbild für den eigenen Prozess der Künstlerin: Das (sprachliche) Nicht-Verstehen und die Ohnmacht in vielen Momenten dieser Revolution. 
In Gedenken an die ermordeten und inhaftierten Protestierenden im Iran.

 

JIN JIYAN AZADI
زن، زندگی، آزادی
FRAU LEBEN FREIHEIT